die unter Euch, die schon verschiedene Einträge von mir gelesen haben wissen, dass meine 8-jährige Stute noch sehr unerfahren ist. Sie wurde von Laien ausgebildet und in meinen Augen wurde hierbei vieles außer Acht gelassen. Jetzt ist die Süße seit einem halben Jahr bei mir, nachdem wir die Stallwechsel hinter uns gebracht haben, blüht unsere Freundschaft endlich richtig auf. Es geht ihr in ihrem neuen zu Hause so gut, dass sie richtig ausgeglichen ist. Unser gegenseitiges Vetrauen ist gewachsen und wir haben viel Spaß zusammen. Ich merke, dass sie mich immer mehr als Bezugsperson sieht und dass sie zu verstehen scheint, dass ich ihr Bestes will und dass ich an ihr interessiert bin, dass ich sie toll finde und Schönes mir ihr erleben möchte. Dies ist der Punkt, an dem ich gerne wieder beginnen möchte, sie zu Reiten. Sie wurde bei mir ganz bewusst gar nicht mehr geritten. Sie hat erst einmal Zeit gebraucht, um zur Ruhe zu kommen, den Stress zu verarbeiten und auch zu Lernen, dass man mit Menschen Freude haben kann und partnerschaftlich zusammen arbeiten kann. Dass ein Mensch nicht immr nur irgendetwas verlangt und auch, dass Menschen konstant und konsequent sind in ihrem Verhalten, dass man sich auf Menschen verlassen kann. Diese Zeit hat ihr wirklich gut getan und ich denke jetzt kann ich mit einem guten Gefühl und auf einer soliden Grundlage basierend einen Schritt weiter gehen.
Ich bin Raja vor dem Kauf drei mal zur Probe geritten. (alleine und gemeinsam im Gelände und in der Halle. Mit Wassertrense und mit Sidepull) Mir fiel zum einen auf, dass sie das Gebiss überhaupt nicht mochte. Sie sträubte sich extrem dagegen, wirkte sogar als habe sie Angst. (Zähne sind in Ordnung) Beim Reiten war es Zäumungsunabhängig so, dass sie sich direkt gegen leichten Zug am Zügel wehrte. (Neck Reining kennt sie bisher noch gar nicht.) Wenn man den Zug behutsam aufbaute, wurde sie panisch.
Das ist das, was ich bisher weiß. Ich übe in der Bodenarbeit mit ihr viel das Porcupine Game. Auch das hat am Anfang viiieel Geduld gekostet, aber sie macht es mittlerweile sehr gut. Am Boden übe ich auch das Hals biegen auf leichten Zug am Strick/Zügel. Sie ist ein unglaublich sensibles Pferd und sie reagiert sehr fein. Ich habe eine ganz tolle Hilfe bei der Arbeit mir Raja. Meine Stallkollegin ist sehr talentiert und empathisch. Aber auch an Euch stelle ich meine alltäglichen Fragen sehr gerne, weil ich einfach gerne viele Meinungen höre & Eure Meinungen schätze. Also meine eigentliche Frage: Wie kann ich meiner Stute behutsam die Zügelhilfen nahebringen und ihre sensible Art und ihre Fähigkeit feine Hilfen wahrzunehmen schulen? Wie nehme ich ihr die Angst von dem "Zug" am Zügel?
Mir würde da spontan der LehrWeg aus dem Westernbereich einfallen: den inneren Zügel nicht gerade nach hinten bzw. oben annehmen und Zug aufbauen, sondern die Hand ganz weit nach innen vom Pferd weg strecken, sodass das innere Pferdeauge die Hand deutlich sehen kann - ohne Kontakt zum Pferdemaul. Dann den äußeren Zügel leicht an den Hals legen - ohne Kontakt zum Pferdemaul. Dann innen leichten, konstanten Kontakt zum Maul aufbauen, bis das Pferd nachgibt. Dann sofort den Kontakt loslassen (und loben). Wenn dein Pferd irgendwann hoffentlich keine Panik mehr bekommt, kannst du leichten Kontakt zum Maul auf den äußeren Zügel bringen, sodass du den inneren Zügel irgendwann nicht mehr brauchst. Biegen soll sich dein Pferd ja ums Bein und nicht am Zügel entlang das wäre dann das Optimum, von dem auch wir noch ein Stück entfernt sind
Danke für deine Beschreibung!! Das ist sehr verständlich geschrieben und hilft mir absolut
(Mit dem Biegen, was ich beschrieben habe meine ich die laterale Biegung, meine aktuelle Trainerin arbeiten viel nach Parelli. Ich habe gehofft, dass meine Stute durch die verschiedenen sanften Übungen, in denen es darum geht, auf Druck zu weichen, die Angst vor dem Druck verliert. Also auch vor Zügelkontakt.)
So wie Claudia es beschreibt, macht man es im englischen ja in etwa auch. Bei einer Remonte gibt man die Zügelhilfen anders als beim ausgebildeten Reitpferd. Generell sollte man natürlich nie ziehen (muss auch ich mir immer wieder zu Herzen nehmen ), insbesondere nicht für die Stellung.
In der englischen Grundausbildung gibt es zwei geläufige Wege: 1. an der Doppellonge die Zügelhilfen erarbeiten. Sehe ich gemischt und ist ein sehr direkter Weg. 2. unterm Sattel die Zügelhilfen erarbeiten, in etwa eben wie Claudia es beschreibt. Zunächst nur Fühlung aufnehmen. Noch gar keinen richtigen Kontakt, sondern nur leichte Fühlung. Dabei schon seitlich weisende Hilfen etablieren, indem man die Hand eben seitlich führt bzw. nach seitlich hinten unten. Richtung Knie also. Dabei nimmt man automatisch etwas Kontakt auf und sobald das Pferd nachgibt, gibt man selber nach.
Bei einem unerfahrenen Pferd sind mir persönlich die Gewichtshilfen viel wichtiger, und wenn ein Pferd so heftig auf den Zügel reagiert würde ich daher zunächst ein Paar andere Gebisse testen und parallel dazu die Zügelhilfen noch in den Hintergrund rücken. Stattdessen erstmal Konfidenz aufbauen, das Gleichgewicht verbessern, die Losgelassenheit fördern um dann, wenn das alles so weit in Ordnung und sicher eingespielt ist, den Zügel stärker in den Vordergrund zu rücken. Bis dahin eher Fühlung als Kontakt und eben die Biegung um den Schenkel ohne Zügel erarbeiten.
Freut mich aber richtig, dass ihr so gut zusammengefunden habt
Pferde sind wie die Wurzel aus -1 : Sie sind komplex und in der Schule lernt man nicht, wie wichtig sie sind.
Danke für die Antwort! Ich habe mit den Zügelhilfen bislang noch gar nicht begonnen, aber weil ich die Erfahrung mit ihr gemacht habe, dachte ich ich fange mal an, mich unzuhören. Mir sind die Gewichtshilfen auch sehr wichtig. Und ich werde sie gebisslos reiten, aber auch hier sollte man natürlich eine Zäumung wählen, mit der sie sich wohl fühlt Gebisslos ist einfach meine persönliche Vorliebe und ich hoffe, dass sie sich damit wohl fühlen wird. Ich danke Euch für die Antworten! Ihr helft mir sehr und ich bin schon so voller Vorfreude. Bisher saß ich ja fast gar nicht oben, jetzt habe ich 6 Wochen frei und möchte das Reiten - vor allem den Spaß am geritten werden für das Pferd - zu erarbeiten beginnen. (War das jetzt grammatikalisch korrekt... ? ) Ich werde Euch ganz bestimmt auf dem Laufenden halten!
Ronja hat/hatte - es wird langsam besser- auch Probleme mit dem gebiss, weswegen ich sie nur gebisslos geritten habe. Jetzt hat sie angefangen auf dem Platz so gegen meine Reiterhand zu gehen, das ich doch wieder aufs gebiss umgestiegen bin. Ich möchte ihr einfach nicht am Kopf rum ziehen müssen. Vor allem hab ich auchbangst ihr weh zu tun, gerade wenn wir den Kappzaum drauf haben.
Meine Trainerin hat empfohlen schon zur bodenarbeit das Gebiss rein zu machen, und den Kappzaum dann drüber. Dabei gewöhnt sich Ronja ans gebiss ohne das ich damit etwas mache. Heute morgen hat sie dann, zum ersten mal seit zwei jahren, sich problemlos Trensen lassen
Ich kenne es vom Jean Claude dysli, das das Gebiss zwar rein gemacht wird, aber trotzdem über die gebisslose zäumung die Einwirkung stattfindet. So das das Pferd in ruhe sich mit dem gebiss anfreunden kann. Er lässt z.b. auch das Gebiss auf der koppel oder in der Box drin, damit das Pferd merkt, daß es etwas ganz alltägliches ist.
Als ich mit der Ronja angefangen habe was zu machen, habe ich ihr unbewusst eine kleine Western Grundausbildung verpasst- wenn man es so sagen will. Ich hab alles von Grund auf erarbeitet. So hab ich ihr erst vom Boden aus, am knotenhalfter die zügelhilfe erklärt, so dass es dann auch problemlos vom sattel aus geklappt hat. Da ich sie zu dem Zeitpunkt nur gebisslos geritten habe, hat das super gepasst.
Es ist sehr schön zu lesen das es bei euch so gut läuft!